Fünfter/sechster Tag
Eine ewig lange Etappe:
23,5 km. Ein wenig Angst habe ich vor der nächsten Begegnung mit Mira. Wie soll
es weitergehen? Ich bin verliebt in sie? Und sie?
Am Frühstückstisch saß
schon das Herrchen von Mira. Sportlich gekleidet, schlank und vornehm wie ein
Landlord empfing er höflichst Auguste, obwohl sie ihre bunt gestreifte Selbststrickweste
anhatte. Ich schämte mich für sie! Mira und ich bekamen unser Futter im
Innenhof.
„Ich komme aus Pilsen“,
erzählte Mira. „Ich aus Regensburg!“ Munter plauderte Mira los. Sie wohne bei
reichen Besitzern. Deutsch habe sie in Berlin gelernt. Sie spreche aber auch Spanisch,
Französisch und Kirchenlatein. Ihr Begleiter sei ihr Trainer; sie nehme an der
Wanderung teil, damit ihr Gewicht für den nächsten Schönheitswettbewerb in
Ordnung käme. Vaclav schreibe ein Buch über sie: „Wer ist die Schönste im
ganzen Land? Mira – ein Leben für die Schönheit“. Sie habe bei
Schönheitswettbewerben schon dreiunddreißig erste Plätze und fünfundzwanzig zweite
gewonnen. In zwei Wochen nehme sie an der Weltmeisterschaft teil. Miss World!!!
Den ganzen Weg hörte ich Geschichten aus dem Leben einer Schönheitskönigin. So
eine weltberühmte Dame soll sich in mich verlieben?
Ich stürzte in eine
Krise. Und dazu noch der Besuch des Drachenmuseums in Furth im Wald.
Über die elendigliche
Situation
der Menschheit
im Immerjetzt und Überallwo,
geschrieben
in einem hysterischen Trancezustand
und in fiebriger
Erregung
von Wastl Grantinger
Papst und Kaiser
bekriegten sich. Ihre Soldaten brachten sich gegenseitig um. Ganze Landstriche waren
entvölkert. Ihre Verbrechen weckten den Urdrachen des Bösen, Bulzebär, aus
seinem Tiefschlaf in Quarz-Höhle. Er freute sich, dass das Böse so erfolgreich
die Erde ruinierte und wollte dabei mithelfen. Er näherte sich Furth im Wald.
Alle die Krieger, die sich vorher bekämpft hatten, bekamen vor ihm Angst und
flohen hinter die Mauern der Stadt. Dort umarmten sie sich und schworen: Nie
mehr Krieg, wenn wir das überstanden haben.
Nur zwei Wesen könnten
die Stadt retten, stand in einem Buch: zwei Lebewesen, deren erste Buchstaben
ähnlich und doch unähnlich sind. Alle fragten herum, wer das denn sein könnte.
Da wurde mir klar: „Das sind doch wir. „M“ ist ein umgekehrtes „W“, sagte ich
zu Mira. „Wir müssen die Stadt retten.“ Laut kläffend liefen wir dem Drachen
entgegen, kletterten an ihm hoch, bissen ihm die Augen aus, zerfledderten seine
Kehle und schauten zu, wie das Böse langsam zu Boden sank. Wir feierten mit den
Städtern drei Tage lang. Mira und ich hatten das Böse besiegt! Am vierten Tag
verließen die Krieger die Stadt, beschimpften sich und begannen zu kämpfen.
Nach diesem
Schreckenstraum war ich total krank. Auguste hatte am Morgen den Tierarzt
geholt. Der verbot das Wandern. So fuhr ich mit dem Begleitauto die Strecke
nach Domažlice. In Eschlkam legte ich eine Gedenkminute für Waldschmidt ein,
dessen Fischerresl mich an Mira, die ich sehnlichst vermisste, erinnerte.
Servus Wastl, ich hoffe, du hast dich inzwischen von den Schrecken und Strapazen erholt - aber tröste dich, auch uns Zweibeinern wird es manchmal zu viel. Deshalb haben wir ja auch unser(e) Begleitfahrzeug(e) und wechseln uns bei der Organisation der Etappen ab. Dabeisein ist alles!
AntwortenLöschenServus Sabine,
AntwortenLöschenuns Hunden ist das Wandern zwar vertraut, aber wesensfremd. Einen Hasen oder ein Reh jagen, das bringt echt Spaß. Aber auf einer Wanderroute mit gepflegten Wegen, Jausenstationen und so, das scheint mir merkwürdig. Da sagen die Menschen, sie seien in der Natur. Ich bin in der Natur, wenn ich einen Fuchs über Stock und Stein jage. Aber so hatschen wir Hunde meistens angeleint durch die gebändigte Natur.
Nur bei dieser literarischen Wanderung habe ich viel Spaß und Abwechslung, denn Mira und Auguste sind unterhaltsamer als ein Fuchs.
Dabeisein ist alles - vor allem, wenn es um das Reden geht, da mach ich gerne mit.
Herzlichst
Wastl Grantinger