Sonntag, 20. September 2015

Wolf Hamm: Literatur auf Hundepfoten: Frisch voran



Zweiter Tag

Schlecht geschlafen. Mit Auguste in einem Zimmer ist eine Aufgabe. Sie las die halbe Nacht und redete mit sich: „Der Weg ist das Ziel.“ Morgen bleibe ich einfach stehen und belle: „Der Weg ist das Ziel. Wo ist die Brotzeit?“
Während des ganzen Frühstücks schrieb Auguste in ihr Notizheftchen. Ich las einen Satz.
„Mit dem ersten Schritt begann die Läuterung meiner Seele. Seele, wohin führst du mich?“ Ich wollte schon bellen: nach Nittenau. Wäre wohl daneben gewesen.
Ich fragte diese hochnäsige Hündin, wie sie denn heiße. Sie antwortete mit ihrer Glöckchenstimme etwas Unverständliches, drehte sich um und ging zu ihrem Herrchen. Sie hat kontrolliert, ob ich ihr nachschaue!
„Wo bunt des Lebens Quelle wallt,
Dahin, möcht ich mit dir wohl ziehn.“
Dichten steckt an!
Was reimt sich auf „wallt“? Knallt? Könnte es dann heißen: „Ich bin in dich so sehr verknallt“? Dann noch für ziehn! Glühen? Glühn? Blühen? Blühn? „Dort, wo die Zitronen blühn“? Nee, passt nicht. „Dass meine Wangen rot erglühn?“
Dichten strengt an.
Also die ganze Strophe:
„Wo bunt des Lebens Quelle wallt,
Dahin möcht ich mit dir wohl ziehn.
Ich bin in dich so sehr verknallt,
Dass meine Wangen rot erglühn.“
Was würde diese Schöne zu dem Gedicht wohl sagen?
Immerhin mein erstes Gedicht.
Gute Nacht!

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