Samstag, 19. September 2015

Wolf Hamm: Literatur auf Hundepfoten: Frisch auf!



Erster Tag

Start am Alten Rathaus in Regensburg. Sie redeten und redeten. Irgendwas über Wandern, Weg und Wesen. Und Völkerverständigung. Weißwürste hatte ich erwartet, Beistifte und Notizblock gabs dafür. Da forderte mich Tante Auguste auf: "Du schreibst jeden Abend einen Bericht!" Natürlich habe ich mich geweigert. Ich lasse mir so etwas von einer entfernten Verwandten meines Herrchens nicht befehlen. Die Idee ist aber gut. Ich schreibe geheim nur für mich. Dann kann ich die Wahrheit schreiben und muss nicht dichten.
Bevor wir losgingen, trug sie noch ein Gedicht vor: 

„Wir gehen auf die Reise,
die Literatur im Gepäck
Und denken in stiller Weise,
ans Schreiben den ganzen Weg.“

In diesen Zeilen steckt das tiefe, geistige Wesen von Auguste. 
Die ersten Kilometer waren noch erträglich. Die Blasmusik begleitete uns und spielte den bayerischen Defiliermarsch, wenigstens in meinem Walkman. Dann - kilometerkilometerkilometer endlos! Und das einem Rauhaardackel und Wirtshaushund wie mir!
Und alles wegen Auguste. Und weil Herrchen und Frauchen nach Mallorca mussten!.
Allerdings gibt es einen Lichtblick. Da war eine Dame, etwas kleiner als ich, wunderbar hellbraunes Fell, ein Blondchen, ein Näschen zum Reinbeißen und eine Stimme - glockenrein: bimbimbim. Würdigte mich keines Blickes, stolze Seele, geistiger Adel. Ob sie ...?
Auguste kam um Mitternacht von der Schlossführung in Ramspau zu unserem Zimmer zurück. Verklärt seufzte sie: „Hätte ich nur einen Schlossroman von Rosemarie Pilcher mit mir.“

 

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