Montag, 28. September 2015

Frisch auf und über die Grenze oder: Die Suche nach einer Actionszene

Ein Text von Martin Stauder ...


Der Regen tröpfelte bedeutungslos auf die Drachenstadt. Bunt gekleidet in allen Farben des Regenbogens verließen wir den Ort, aber schon vor Eschlkam schwitzen einige in ihren Regenjacken. Hinter dem Maisfeld grüßte uns der Ĉherkovberge aus dem Nebel und der Filmemacher hantierte mit seiner Kamera unter dem Regenschirm.

Nachdem niemand während der Überquerung des Regens (ach, wie lange ist das schon her) ins Wasser gefallen war, wurde der stille Ruf immer lauter, eine Actionszene zu drehen. Als wir aber in Eschlkam eintrudelten, hatten wir Hunger und einige eilten hurtigen Schrittes voraus, in der Hoffnung, das Wirtshaus schneller zu erreichen. Unbekümmert bummelte ich hinterher und betrachtete Häuser und Totenbretter.

Wenn man schon mal nach Eschlkam kommt, geht man zuerst ins Waldschmidtmuseum und anschließend ins Wirtshaus, der Ehre halber, denn hier am Orte erblickte der Bestsellerautor und Volksschriftsteller Maximilian Schmidt, genannt Waldschmidt, das Licht der Welt. Auf dem Nachttisch von König Ludwig II. lag Waldschmidts Fischerrosl (das war nicht seine Freundin, sondern ein Roman), als er im Starnberger See ertrank. Eschlkam lag schon hinter uns, da musste ich an Waldschmidts Verse denken.

»Muß ich scheiden, liebe Heimat,
muß ich weinen, warst so schön«

In  unseren Köpfen wehte ein Hauch Wild-West-Stimmung, als wir mit dem Pferdewagen über das Maisfeld jagten und Gangaamaa von der endlosen Weite der mongolischen Steppe erzählte. In Tschechien wurden wir herzlich mit chodischer Volksmusik begrüßt. Wenn das Tanzpaar etwas älter gewesen wäre, hätte ich glauben können, es sei Hanička aus Waldschmidts Roman gewesen, die mit dem Waldbauernsohn ein Tänzchen wagt.

Der Wilde Osten, die wilde Natur und Waldesruh, das war ein herrliches Erlebnis und schöner als jede Action. Autoren haben genug Fantasie und Action im Kopf, aber die Natur braucht kein einziges Wort. Hier führte auch keine Autobahn mehr durch den Wald, nur Rehe schreckten am Wegesrand auf, weil wir ihnen unheimlich erschienen, wie auch der Wald unheimlich erscheinen mag, wenn unsere Blicke zwischen den Baumstämmen verloren umherschweifen und Algernon Blackwoods Erzählung »Die Weiden« aufflackt. Das ist wahre Action. Eine komische Actionszene wird allerdings in meiner Erinnerung bleiben. In Chudenice, die Suche nach der deutschen Textstelle zum tschechischen Original.  Das Leben kann so komisch sein, auch wenn der rechte Fuß wehtut.
 
 
 
Und hier die Bilder dazu ...
 
 
 
Kameramann vor dem Maisfeld


 
Übers Feld im Pferdewagen
 
 
 
Tanzpaar
 
 

 
Wald
 
 
 
Die Suche nach der deutschsprachigen Textstelle
 
 
 


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